Fünf Einsprüche gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungswesens
Bereits 2005 erhoben zahlreiche Erziehungswissenschaftler und Pädagogen im Rahmen der „Frankfurter Einsprüche“ ihre Stimme gegen die zunehmende Ökonomisierung und technokratische Umstellung des Bildungswesens:
1.
Wir wenden uns gegen die Illusionen einer alle politischen Parteien
übergreifenden Bildungspolitik, die das Bildungssystem nach
betriebswirtschaftlichen Mustern in den Griff zu bekommen sucht
2.
Wir widersprechen der völlig irreführenden Behauptung, bei der
gegenwärtigen Umorganisation der Bildungsinstitutionen gehe es um mehr
Autonomie von Schulen und Hochschulen.
3.
Wir halten es für einen folgenschweren Irrtum, wenn behauptet wird,
Erziehungswissenschaft erfülle ihren öffentlichen Auftrag nur dann, wenn sie
unmittelbar verfügbare und kurzfristig nutzbare Ergebnisse für Politik und
Praxis zeige.
4.
Wir protestieren gegen die weitere Aushöhlung von universitären
Studiengängen – insbesondere auch in der Lehrerausbildung – durch
ihre zunehmende Verschulung.
5.
Wir widersprechen der vorherrschenden Meinung, die Festlegung und
Durchsetzung von Leistungsstandards zur Überprüfung von Basiskompetenzen
sei ein geeignetes Mittel, um der demokratischen Forderung nach größtmöglicher
Gleichheit der Bildungschancen Genüge zu tun.
Wir Eltern fordern für das schulische Bildungssystem die Vermittlung eines möglichst umfassenden und gründlichen Wissens der Schülerinnen und Schüler, mit der entsprechen ausreichenden Zeit für Reflexion, als Basis eines schulischen Bildungsauftrags.
Beides, die Ausrichtung auf Bildung und Wissen, ist durch die eingeleiteten „Reformen“ derzeit nicht mehr zu erkennen.
Christiane Hennrich